Neue Sinus-Milieus Schweiz

Die jüngste Anpassung des Modells der Schweizer Sinus-Milieus an die soziokulturellen Veränderungen der Gesellschaft hat Auswirkungen auf die Wohn- und Lebenswelten. Was hat sich geändert?



Sinus-Milieus Schweiz

Die Sinus-Milieus wurden von Sinus vor über 40 Jahren entwickelt. Sie fassen Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage zu «Gruppen Gleichgesinnter» zusammen. Die Sinus-Milieus liefern ein wirklichkeitsgetreues Bild der real existierenden Vielfalt in der Gesellschaft, indem sie die Befindlichkeiten und Orientierungen der Menschen, ihre Werte, Lebensziele, Lebensstile und Einstellungen sowie ihre soziale Lage genau beschreiben. Abbildung 1 zeigt die aktuelle Milieu-Landschaft und die Position der verschiedenen Milieus in der Schweizer Gesellschaft nach sozialer Lage und Grundorientierung. Je höher ein bestimmtes Milieu in dieser Grafik angesiedelt ist, desto gehobener sind Bildung, Einkommen und Berufsgruppe; je weiter es sich nach rechts erstreckt, desto moderner im soziokulturellen Sinn ist die Grundorientierung des jeweiligen Milieus.

Abbildung 1: Das neue Modell der Sinus-Milieus Schweiz mit den gesellschaftlichen Leitmilieus (blau), den Zukunftsmilieus (grün), dem bürgerlichen Mainstream (rot) und den Milieus der unteren Mitte und Unterschicht (grau), Quelle: «Sinus-Milieus Wohn- und Lebenswelten Schweiz»
Abbildung 1: Das neue Modell der Sinus-Milieus Schweiz mit den gesellschaftlichen Leitmilieus (blau), den Zukunftsmilieus (grün), dem bürgerlichen Mainstream (rot) und den Milieus der unteren Mitte und Unterschicht (grau), Quelle: «Sinus-Milieus Wohn- und Lebenswelten Schweiz»

Was ist neu?

Das Modell der Schweizer Sinus-Milieus wurde 2002 entwickelt und seither in Kooperation mit KünzlerBachmann Directmarketing mehrfach an die soziokulturellen Veränderungen der Gesellschaft angepasst. 2024 erfolgte eine grundlegende Überarbeitung des Modells. Neu werden die 10 Milieus nicht mehr nur nach sozialer Lage zusammengefasst, sondern in die vier Gruppen «Gesellschaftliche Leitmilieus», «Zukunftsmilieus», «Bürgerlicher Mainstream» sowie «Milieus der unteren Mitte und Unterschicht» eingeteilt. Auch wurden Namen und Bedeutung der einzelnen Milieus an die veränderten soziokulturellen Realitäten angepasst.



Nachfragemilieus

Auch das Modell zur Bestimmung der Milieuzugehörigkeit der Wohnungsnachfrager (vgl. «Wer sind die Wohnungsnachfrager?») musste an die veränderten Realitäten angepasst werden. Alle Angaben aus den Suchabos (Ort, Nutzung, Zimmerzahl, Wohnflächen, Preis) wurden dazu mit den aktualisierten Charakteristika der einzelnen Milieus verglichen. Daraus resultiert eine gute Vorstellung davon, zu welchen Milieus die Wohnungsnachfrager gehören. Ein Beispiel einer solchen Analyse findet sich in Abbildung 2 für den Zürcher Stadtkreis 4, auch Aussersihl oder «Chreis Cheib» genannt. Ehemals ausserhalb der Stadtgrenzen gelegen, wurden hier früher die Tierkadaver («Cheiben») entsorgt. Heute zeigt die Nachfrage ein Bild fast wie im Zürcher Seefeld: Überdurchschnittlich vertreten unter den Wohnungssuchenden sind die Gesellschaftlichen Leitmilieus, insbesondere die Postmateriellen und die Performer, sowie die Kosmopolitischen Individualisten. Die Zentralität, die fortschreitenden Aufwertung des Quartiers sowie die hohen Wohnungspreise auf dem Markt dürften dabei eine Rolle spielen.

Abbildung 2: Aktuelle Nachfragemilieus im Zürcher Stadtkreis 4 und Abweichungen zum Schweizer Durchschnitt, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360
Abbildung 2: Aktuelle Nachfragemilieus im Zürcher Stadtkreis 4 und Abweichungen zum Schweizer Durchschnitt, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360

Einwohnermilieus

Die Analyse der Milieus der heutigen Bewohner von Aussersihl zeigt dagegen ein ziemlich anderes Bild: Während die gesellschaftlichen Leitmilieus gemessen am Schweizer Durchschnitt hier noch untervertreten sind, scheint der «Chreis Cheib» derzeit vor allem die Mittelschichten zu beherbergen. Nur die Traditionellen und die Adaptive-Pragmatische Mitte ist untervertreten (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 3: Aktuelle Einwohnermilieus im Zürcher Stadtkreis 4 und Abweichungen zum Schweizer Durchschnitt, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360
Abbildung 3: Aktuelle Einwohnermilieus im Zürcher Stadtkreis 4 und Abweichungen zum Schweizer Durchschnitt, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360

Milieudynamik

In Abbildung 3 werden die Milieus der Wohnungssuchenden (Nachfragemilieus) mit jenen der ansässigen Bevölkerung (Einwohnermilieus) verglichen. Dabei wird klar, in welche Richtung sich die Milieustruktur in Kreis 4 verändern wird, sollten all die Wohnungssuchenden tatsächlich fündig werden. Massiv zunehmen dürften die so genannten Gesellschaftlichen Leitmilieus, zurückgehen dürften demgegenüber die Zukunftsmilieus und vor allem die Milieus der unteren Mitte und der Unterschicht Die fortschreitende «Seefeldisierung» des «Chreis Cheib» lässt sich mit dieser Analyse der Nachfrage- und Einwohnermilieus also bestätigen. Nicht berücksichtigt werden allerdings all die Wohnungswechsel, die unter der Hand stattfinden, sowie jene, die z.B. über Wartelisten in Genossenschaftssiedlungen vonstattengehen.

Abbildung 4: Aktuelle Milieus und Milieudynamik im Zürcher Stadtkreis 4, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360
Abbildung 4: Aktuelle Milieus und Milieudynamik im Zürcher Stadtkreis 4, Quellen: KünzlerBachmann Directmarketing, Realmatch360

Wozu das Ganze?

Während man die Milieudynamik für den Zürcher Stadtkreis 4 auch ohne detaillierte Analyse noch so vermutet hätte, ist sie für andere Stadtkreise oder Gemeinden in der Schweiz weit weniger offensichtlich. Die existierenden Analysetools von Realmatch360 unterstützen heute Immobilienentwickler und -investoren, ihre Objekte an der Nachfrage auszurichten. Aber auch für Vermarkter bieten die Tools ganz neue Möglichkeiten, ihre Zielgruppen im Detail zu analysieren und ihre Vermarktungsstrategien entsprechend anzupassen.

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